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Merino: gut oder schlecht?

Daniela, du kommst ursprünglich aus der Sportbekleidungsindustrie. Man hört vieles über Merino, sowohl Gutes wie auch Schlechtes. Was ist da dran?
Die Funktion und der Tragekomfort von Merinowolle sind wundervoll. Die Faser ist ein natürlicher, biologisch abbaubarer und nachwachsender Rohstoff. Allerdings ist vor allen der Aspekt des Tierwohls kritisch zu bewerten. 

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Welches sind die ökologischen Nachteile von Merino? 

Zum Teil werden für das Färben und die Ausrüstung der Wolle immer noch ökologisch und humantoxisch bedenkliche Chemikalien verwendet. Dabei gibt es Hersteller, die unterdessen umweltfreundlichere Ver- fahren und Chemikalien entwickelt haben, um die Wolle zu verfeinern. Wer beim Kauf vom Merinoprodukten auf bestimmte Labels achtet, 

fördert diese. Das sind zum Beispiel GOTS (global organic textile standard) oder RWS (responsible wool standard). Es gibt aber auch verantwortungsvolle Brands ohne Label. Da muss man sich auf der Website und beim Hersteller informieren. 

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Um Textilien aus Merino robuster zu machen, wird die Faser bei einigen Herstellern mit Polyester oder Poly- amid versponnen oder verarbeitet. Dann ist die biologi-sche Abbaubarkeit des Textils nicht mehr gewährleistet. Mischungen von Merinowolle mit Zellulosefasern wie Viskose oder Lyocell (bekannt unter dem Markennamen Tencel) entschärfen hingegen das Problem von Mikroplastik bei der Wäsche und bei der Entsorgung. 

Durch die zunehmende Nachfrage an Wolle wird die Menge benötigter Lieferanten, also an Schafen, erhöht. Die Massentierhaltung bringt einige Probleme mit sich. Grosse Weideflächen und natürliche Ressourcen für die Schafzucht zum Beispiel.

Kürzlich hat mir jemand von Mulesing und Sheep Dipping erzählt. Was ist das genau?

Die Merinoschafe wurden so gezüchtet, dass sie möglichst viel der feinen Merinowolle liefern. Es gibt eine Insektenart, die sich in dem feinen Fell und in den Hautfalten der Schafe einnistet. Diese Insekten oder deren Larven sind gefährlich für die Schafe. Um diesen Befall zu verhindern oder zu entfernen, werden betroffene Stellen am Schaf (um den Anus) ohne Betäubung brutal abgeschnitten.

Diese tierquälerische Praxis nennt sich Mulesing. Es gibt diverse Initiativen, die versuchen, diese tierquälerische Praxis zu verbieten. Die Durchsetzung und Kontrolle sind allerdings schwer umzusetzen. 

Der RWS (Responsible Wool standard) garantiert «mulesing-freie»» Herkunft der Wolle. Wer beim Kauf danach schaut, unterstützt sicher eine gute und wichtige Initiative. 

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Eine andere Praxis, um den Parasitenbefall der Schafe zu verhindern, ist bei unkontrollierten Farmen das sogenannte «Sheep Dipping». Dabei werden Schafe mit eigens dafür entwickelten Maschinen in einem Tank mit Pestiziden und Desinfektionsmitteln untergetaucht oder durch Pestizidbäder getrieben. 

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Welches sind die guten Nachrichten zu Merinowolle? 

Merinowolle hat unbestritten auch sehr grosse funktio-nale und ökologische Vorteile. Die Faser ist ein natürlicher, biologisch abbaubarer und nachwachsender Rohstoff und der 

Wasserverbrauch ist bei der Herstellung deutlich kleiner als zum Beispiel bei Baumwolle. Wolle kann zudem mechanisch recycelt werden. Das wird zum Beispiel in Italien erfolgreich umgesetzt. Merino ist temperaturausgleichend: Wenn es kalt ist wärmt sie, wenn es warm ist, kühlt sie und Merinowolle kann viel Feuchtigkeit aufnehmen, bis sie sich auf der Haut nass anfühlt.

 Die Wolle ist bis zu einem gewissen Grad selbstreinigend und geruchsneutralisierend und muss weniger oft gewaschen werden und bei 20 Grad reicht völlig aus. Das ist ein grosser Pluspunkt für die Faser. 


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